Als Robin Kassel 2008 zum ersten Mal aufrecht auf dem Main stand, hielten sich seine Freunde vor Lachen die Bäuche – heute gehört Stand-Up-Paddling (kurz SUP) längst zum Stadtbild. Top Magazin hat den passionierten Profipaddler im Borussia Ruderdorf getroffen und sich erklären lassen, wieso der Wassersport Menschen auf der ganzen Welt fasziniert.
Drängelnde Menschenmassen und der Kampf um den Premiumplatz mit bestem Blick auf die Skyline – an Sommertagen geht’s am Mainufer heiß her. Robin Kassel lässt das kalt, ihm ist die erste Reihe zum Sonnenuntergang sicher: „Auf dem SUP Board stehend vor dieser einmaligen Kulisse, während die letzten Strahlen auf dem Fluss glitzern – Urlaubsfeeling pur“, schwärmt er. Der Frankfurter im klassischen Surfer-Boy-Look mit Vollbart, Sonnenbrille und Schirmmütze hat vor 13 Jahren den ersten Kurs auf dem Main gegeben. Für ihn ist ein Leben ohne Stand-Up-Paddling unvorstellbar: Mittlerweile betreibt er mit seiner Firma „Main SUP“ fünf Stationen zwischen Frankfurt und Seligenstadt, hat mit seinem Team Tausende für den Wassersport begeistert.
„In den 50ern hatten Surflehrer auf Hawaii die smarte Idee, sich aufs Board zu stellen, um ihre Schützlinge besser überblicken zu können“, erzählt Robin. Die hawaiianischen Beachboys waren es auch, die zu jeder Tageszeit im Stehen aufs Meer fuhren, um braun gebrannte Touristen vor Waikīkī für ein Foto in Szene zu setzen – ein Urlaubsbeweis dafür, sich einmal in die heftigen Wellen Honolulus gestürzt zu haben. „Die Ersten, die aufrecht standen, waren aber die Polynesier, zu denen unter anderem die Māori in Neuseeland, die Bewohner Hawaiis, Tahitis oder der östlichen Fidschi-Inseln zählen“, merkt Robin an. Sie paddelten auf ausgehöhlten Kanus über die Riffe, um zu fischen. Europa erreichte der SUP-Trend erst in den 2000ern.
Heute schlägt der Sport hohe Wellen. So hohe, dass das Internationale Olympische Komitee (IOC) 2020 „Wettkampf-Stand-Up-Paddling“ (WaS-UP) als olympische Disziplin anerkannt hat. „Das Regelwerk muss noch finalisiert werden, die ersten Vorausscheidungs-Wettkämpfe auf Landesebene sollen aber bereits im Sommer starten“, freut sich Robin, der früher für ein Rennen um die halbe Welt gereist ist und von „legendären Events wie der ‚SUP Alps Trophy‘ in traumhafter Kulisse“ schwärmt. Wer glaubt, man müsse für den Adrenalinkick in den Flieger steigen, der irrt: Jedes Jahr kämpfen Spitzensportler in packenden Sprint- und Langstreckenrennen um den Titel des Deutschen Meisters – die „Deutsche Flatwater Meisterschaft“ machte letzten Herbst am Strandbad Spessartblick in Großkrotzenburg Station. Quasi direkt vor der Haustür.
„Die Bewegung an der frischen Luft, das beruhigende Plätschern – beim SUPen hat man das Gefühl, dass man für seinen ganzen Körper was Gutes getan hat“, sagt Robin. „Ganz gleich ob Workout oder gemütliche Sonntagsausfahrt.“ Darauf schwören auch Hollywood-Stars wie Jennifer Anniston, Julia Roberts oder Kate Hudson, die sich neben Joggen und Yoga auf dem Wasser ihre Bikini-Figur erplanschen. „Für viele Sportarten benötigt man gewisse körperliche Voraussetzungen. Fürs Stehpaddeln genügt ein Brett, ein Paddel und eine Portion Gleichgewicht“, schwärmt Robin. Wer nicht so fit ist, bekommt einfach ein größeres, kippsicheres Board. Robin: „SUP kennt kein Alter, das ist das Beste: Jeder kann’s lernen!“
Für Anfänger sind ruhige Binnengewässer mit wenig Strömung der perfekte Ort fürs erste SUP-Abenteuer. „Ob Badesee oder Fluss – gefährlich wird’s nur, wenn man blind drauf los paddelt!“, mahnt Robin. Vor Fahrtantritt also die örtlichen Begebenheiten klären. Auch auf dem Wasser gelten Verkehrsregeln: „Schiffe und Ruderer haben immer Vorfahrt!“ Eine dem Laien bislang unbewusste Gefahrenzone: das Frankfurter Mainufer, das mit unzähligen Hindernissen im Wasser aufwartet. „45 Fahrräder habe ich neulich erst im Wasser gezählt!“, staunt Robin. Auch das Wetter kann in unseren Breitengraden zur Herausforderung werden. Doch dafür gibt’s eine einfache Lösung: „Die richtige Kleidung. Neopren- und Trockenanzüge schützen vor Sonnenbrand und Unterkühlung. So kann ich 365 Tage im Jahr auf dem Brett verbringen!“
Der SUP-Experte arbeitet zu 99 Prozent mit aufblasbaren Brettern. „Praktischer als Hardboards. Die sogenannten Inflatables kann ich einfach einrollen und in einen großen Rucksack packen.“ Aufblasbare Bretter haben außerdem versicherungstechnische Gründe: „Um Verletzungen beim Crash mit Schwimmern zu vermeiden.“ Hochwertige Boards gibt’s ab 499 Euro. „Nicht mit Discounter-Brettern zu vergleichen. Das sind bloß teure Luftmatratzen, die schnell kaputt gehen und die Müllproduktion ankurbeln.“ Wer regelmäßig SUPen will, sollte nicht am Equipment sparen.
Bevor man lospaddeln kann, muss man allerdings erstmal aufs Brett draufkommen: „Selbst die teuerste Ausrüstung schützt vorm Reinfallen nicht“, lacht Robin. „Das gehört dazu, jeder kann nass werden!“ Um aber nicht direkt zur Lachnummer des amüsierten Laufpublikums an der Mainpromenade zu werden, gibt’s Tricks. „Wem’s zu wackelig ist, kniet sich erst einmal hin. Dann kann man auch nicht fallen!“, rät Robin. Beim Aufstehen das Paddel als Stütze nutzen. „Der sicherste Punkt ist der Sweet Spot, die Mitte des Boards. Füße parallel stellen und möglichst weit auseinander. Knie leicht gebeugt, der Rumpf ist angespannt.“ Paddel auf Größe und Armlänge eingestellt, schon geht’s los!
„Und ehe man sich versieht, schwankt man mitten auf dem Main, drumherum Frachtschiffe, Ruderer, Motorboote. Ein Wahnsinnsfreiheitsgefühl!“, sagt Robin. „Ich kenne wirklich niemanden, der nicht am Ende des Tages mit einem Dauergrinsen im Gesicht auf seinem Board stand!“
23.600 Kilometer Gewässer können in Hessen bepaddelt werden. Top Magazin stellt fünf ausgewählte SUP-Stationen vor – Urlaubsfeeling garantiert!
Gerade einmal 30 Minuten von Frankfurt entfernt liegt eine einzigartige Erholungs-Oase: Das Seehotel Niedernberg. Ein exklusives Fleckchen Erde im unterfränkischen Landkreis Miltenberg, versteckt inmitten grüner Felder und Wanderwege, auch bekannt als das „Dorf am See“. Tatsächlich ist das Hotel wie ein kleines Dorf aufgebaut: Neben den Hotelzimmern und Suiten, in denen auch Hunde willkommen sind, gibt es den Spa-Bereich, Läden, ein Schlösschen, ein Herrenhaus, Veranstaltungsräume, die Bankettabteilung für Geburtstage und Hochzeitsfeiern und sogar eine Kapelle. Für unvergessliche Genussmomente sorgen das stilvolle Café „Hannes“, das urig-edle Weinlädchen „Reblaus“, die Live-Dorfküche sowie das Restaurant „Elies“ mit seiner natürlichen, kreativen und gesunden Vitalküche. Und das alles direkt am Niedernberger See mit eigenem Beach Club, Bootshaus, Finca und Ibiza-Flair.
Die SUP-Bedingungen sind ideal für Anfänger und Fortgeschrittene. „Hier gibt es so gut wie keine Wellen. Es ist einfach zu erlernen und für jede Altersgruppe geeignet – sogar Hunde finden bei uns Gefallen daran, mit Herrchen und Frauchen das Wasser zu erkunden“, so Event-Partner Teut Kull, der den Rundum-Service am Strand mit Outdoor-Happenings wie Stand-Up-Paddling und Curling komplettiert. Passendes Equipment kann man sich bequem ausleihen. Kull: „Die Zeit auf dem Wasser vermittelt Ruhe und gleichzeitig schöpft man wieder neue Energie.“ Ob Wellness, Erlebnistagung oder ein gutes Essen – im Seehotel Niedernberg fühlen sich schon ein paar Stunden an wie ein kleiner Urlaub.
Sie gilt als eine der schönsten Wanderflüsse Deutschlands: Die 245 Kilometer lange Lahn, die durch die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz fließt, macht mit ihrer milden Strömung auch Anfänger-Touren möglich. Stand-Up-Paddler können ganz entspannt vom Wasser aus liebliche Landschaften und beeindruckende Sehenswürdigkeiten bewundern: wie den Kaiser Wilhelm Turm oder das Landgrafenschloss über der Marburger Altstadt. Als Startpunkt für die märchenhafte Erkundungstour der mittelhessischen Kreisstadt eignet sich der einfache Einstieg am Bootssteg des DLRG am Trojedamm.
Faszinierende Motoryachten, luxuriöse Segelboote, spannende Regatten: Im Schiersteiner Hafen, Wiesbadens Zentrum des Wassersports, kommt maritimes Flair auf. Früher war hier eine Seifenfabrik angesiedelt – heute ist die Promenade, auf der Mitte Juli das Schiersteiner Hafenfest mit Feuerwerk stattfindet, ein Naherholungsgebiet für Jung und Alt. Geübte Stand-Up-Paddler können vom Hafen aus auf den Rhein aufbrechen und bei gutem Westwind sogar gegen die Strömung auf Wellen fahren.
Karibisches Strandfeeling gibt’s nicht in Hessen? Die unzähligen Sandbänke, Strandbars und Beach Clubs zwischen Frankfurt und Seligenstadt beweisen das Gegenteil. Hier kann man schwimmen, Cocktails schlürfen und so richtig den Alltag vergessen. An der Natorampe in Mainflingen startet fernab des Großstadttrubels eine vierstündige SUP-Tour mit dem Ziel Seligenstadt – dort gibt’s übrigens einen der besten Eisläden der Region: das Eiscafé Maintor. Auf dem Rückweg hält man an einer der schönsten Badebuchten des Mains: zum Relaxen oder um die neuen Tricks auf dem SUP-Board üben.
Am klaren Kahler See, auch als Nachtweidesee oder Griessee bekannt, überkommt einen unweigerlich ein Gefühl von Freiheit: Ein langer Sandstrand, dichte Bäume und grüne Sträucher zieren das Ufer, das mit einem vielfältigen Tierreich aufwartet. Einst aus einer Kiesgrube entstanden, ist der facettenreiche Baggersee im Landkreis Aschaffenburg in Unterfranken zweigeteilt: Im Naturschutzgebiet herrscht strenge badefreie Zone, doch im Wassersportbereich steht dem SUPen nichts im Wege. Hier kann man sich Board und Paddel schnappen und die wunderschöne Umgebung erkunden.
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